Vertrauensleute und Betriebsräte der IG BCE bei Boehringer Ingelheim

Steffen Kohler aus Ingelheim joggt, um anderen zu helfen. Mit seinen Extremläufen sammelt der Systemingenieur auch Geld für Erdbebenopfer in Nepal.

Steffen Kohler

Steffen Kohler

Die Begegnung war ungeplant, aber sie hat vieles verändert. Steffen Kohler war wieder einmal joggen, an einem  Winterabend, am Rheinufer. Bei minus 17 Grad sah er Menschen, die sich zitternd unter Brücken und  Autobahnunterführungen zusammendrängten. »Was ist das für ein Leben, wenn man ständig Angst haben muss zu  erfrieren«, dachte sich der Systemingenieur aus Ingelheim. Er lief weiter, er sah immer mehr. Menschen am Rande  der Wohlstandsgesellschaft. Damals entstand die Idee zu helfen: laufen gegen Geld. Die Kilometer, die er seither im  Eiltempo abreißt, kann man kaufen.

Vor fünf Jahren startete Kohler die Aktion »Laufend etwas bewegen«. Seitdem hat er unter anderem 16  Marathonläufe absolviert und sechs 24-Stunden-Läufe, hat die Joggingschuhe für Obdachlose geschnürt, für  Kinderheime und Taifun- Opfer auf den Philippinen. Sein größtes Problem sind dabei nicht die Trainingsmoral oder Wadenkrämpfe, sondern die Arbeit: Kohler arbeitet im Bereitschaftsdienst bei Boehringer. »Zum Glück habe ich liebe Kollegen. Ohne deren Hilfe würde das nicht funktionieren.«

Wer den Rheinhessen unterstützen will, kauft symbolisch Kilometer oder spendet auf den Zieleinlauf. 80 000 Euro hat er auf diese Weise gesammelt: Geld, das direkt an die Bedürftigen geht. Den 47-Jährigen macht es glücklich, dass sein Hobby anderen hilft. Sein Laufen hat das Leben für andere verändert – und ihn selbst: »Wenn man körperlich so richtig durch ist, wird alles Materielle unwichtig.« Nach einem Lauf durch die Nacht den Sonnenaufgang zu sehen: Das sind Dinge, die ihm heute mehr bedeuten als ein neues Auto.

Gerade hat er wieder einen solchen Lauf durch die Nacht hinter sich gebracht. Sein jüngster Gewaltmarsch war im April, 239 Kilometer nonstop über den Jurasteig, 7900 Höhenmeter auf und ab durchs Altmühltal, 54 Stunden ohne Pause. Seine Frau Melanie hat ihn begleitet, gemeinsam haben sie wochenlang auf diesen Moment hin trainiert. Trotzdem legte die Psyche in der zweiten Nacht Warnstreik ein: Kohler begann zu halluzinieren, hatte Visionen von einer Bank im Wald, auf der man die Füße hochlegen könnte, von Tieren, die ihn anschauten. Doch da war nichts. Auch wegen solcher Erlebnisse sagt der Extremsportler ganz ehrlich: »Ich würde niemanden empfehlen, das zu tun, was ich treibe.«

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